wiesitour vom 18.11.2006

"Kamerun", "Bienenfarm", "Wassersuppe", "Kotzen" und ein plötzliches Tourenende

Tourdaten

Tourlänge: ca. 213 km
Gefahrener Schnitt: 62,8 km/h
Netto Fahrzeit: 02 std 23 min 34 sek
Effektive Tourdauer: 10:00 Uhr - ca. 15:00 Uhr
Teilnehmer: Ralf (ganz alleine)

Tourbericht

Da ich heute alleine die Tour bestritt, nahm ich mir vor, ohne größere Pause die (geplanten) knapp 300 km abzufahren. Außerdem hatte ich Bine versprochen, mit ihr nach der Tour noch bummeln zu gehen. Welch ein dummes Vorhaben, da ich mich so von Anfang an unter einen selbstgemachten "Zeitdruck" setzte. Und so etwas tut beim motorradfahren nicht gut. Aber der Reihe nach...

Unbeschwert machte ich mich nach dem Frühstück bei leicht diesigem Wetter gegen 10:00 Uhr auf den Weg und kam auch gut voran. Die Straßen waren zwar naß aber gut zu befahren. Der Weg sollte mich heute durch das schöne Havelland und durch oder vorbei an Ortschaften mit skurrilen Namen wie "Kamerun" "Bienenfarm", "Kotzen", "Wassersuppe", "Bärenklau", "Neu Holland" und "Grieben" führen. Um zu diesen Orten zu gelangen, waren auch mehrere Passagen eingeplant, von denen ich nicht genau wußte, was da an Fahrbahnbelägen auf mich zukamen. Aber genau das ist ja auch der Reiz solcher Unternehmungen.

Zunächst fuhr ich bis Wustermark, wo ich nach Süden auf die B273 bog. In Buchow-Karpzow bog ich dann nach Westen ab um quer auf schönen und legalen "Endurowegen" und vorbei an einigen Windanlagen nach Etzin zu gelangen. Leider gab an dieser Stelle der tatsächliche Wegeverlauf eine "Durchfahrt" nach Etzin nicht her, wie er in Mapsource dargestellt ist. Ein Schild "Privatstraße" ließ mich unsicher werden. Also blieb mir nix anderes übrig, als nach Süden auszuweichen, und über Ketzin nach Etzin zu fahren. Weiter über Tremmen und Gohlitz stieß ich schließlich bei Berge auf die B5, der ich aber nur kurz folgte. Bei Sebelang verließ ich die B5 auch schon wieder um kurz darauf wieder aber diesmal über eine "Privatstraße" Kamerun zu erreichen. Auf mich machte dieses "Kamerun" den Eindruck, als wenn es lediglich aus einem 3-Häuser-Bauernhof bestehen würde, weil weit und breit nichts anderes zu sehen war. Das "Ortsschild" sah eher handgemacht aussah. Unsere Bürokratie scheint (zum Glück) also nicht immer "hart durchzugreifen".

Vom "Kamerun" waren es nur wenige Meter bis "Bienenfarm". Hier hatte ich schon eher den Eindruck, durch ein Dorf zu fahren. Ein idyllisches kleines Örtchen, was nach wenigen Radumdrehungen auch schon durchquert war. Über die K6312 ging es über eine schöne Allee wieder zurück zur B5 und weiter nach Möthlow. Genau - das Möthlow mit dem Bienenmuseum. Vom Möthlow befuhr ich kleine Straßen, die mich durch Liepe und Damme und schließlich auch nach "Kotzen" führten. Allerdings war ich anscheint so ins Fahren vertieft, daß ich das Ortschild von Kotzen NICHT fotogrfierte. Zumindest habe ich derzeit keine andere Erklärung dafür als die, daß sich hier erstmals der schon eingangs erwähnte "selbstgemachte Zeitdruck" unbewußt bemerkbar machte.

In Kotzen dann die nächste Überraschung: Der als Straße deklarierte Weg von Kotzen nach Stechow an der B188 war ein ca. 2,5 km langer Fahrradweg, der aus zwei gepflasterten Fahrstreifen bestand. Außerdem waren am Anfang und am Ende solche rot/weißen Geländer aufgestellt, die das Durchfahren von PKWs verhindern sollen. Aber zum Glück fuhr ich ja ein Motorrad...

Von Stechow fuhr ich auf der K6317 nach Ferchesar am Hohennauener See. Diesen umrundete ich im Uhrzeigersinn, um über Lotze, die B102, Hohennauen und die K6322 nach "Wassersuppe" zu gelangen. Wassersuppe ist eher unspektakulär, liegt aber idyllisch am Hohennauener See. Ich folgte weiter der K6322, die mich aber nur einen Ort weiter brachte: In Witzke war Schluß. Hier begann eine einspurige Straße, an der ich jedoch keine Hinweise finden konnte, daß das Befahren verboten war. Also fuhr ich weiter. Nach wenigen Kurven auf feuchtem Asphalt mit ziemlich vielen Blättern öffnete sich plötzlich der Wald und ich stand am Rand eines Naturschutzgebietes. Die beiden Betonplattenstreifen führten jedoch immer schön am Rand des Naturschutzgebietes entlang, so daß ich nie das Gefühl hatte, etwas Verbotenes zu tun. Nach etwa 4 km erreichte ich Schönholz und die R bekam wieder "richtige" Straßen unter die Stollen. In "Ohnewitz" erreichte ich schließlich die L17, der ich kurz bis Neuwerder folgte.

Von Neuwerder aus befuhr ich die K6325 und die K6815 Richtung Norden bis Dreetz. Von Dreetz aus nahm ich die L141 Richtung Osten nach Wutzetz, wobei ich die B5 überquerte. Nach Wutzetz führte mich die L166 nach Garz und von Garz die L165 nach "Protzen" und Dammkrug. Und hier begann schließlich das Unheil...

Es war 13:25 Uhr (GPS sei dank!), als ich nach knapp dreieinhalb Stunden ununterbrochener Fahrerei das Vorfahrtsschild der abknickenden Vorfahrtsstraße Richtung Fehrbellin zwar gesehen, aber irgendwie nicht für voll genommen hatte. Hier steht das entsprechende Verkehrsschild auch nicht, wie eigentlich üblich nur ein paar Meter vor der Kreuzung, sondern schon etliche Meter vorher. Aber egal - ich hab´s vermasselt. Da die Route mich geradeaus weiterführte, fuhr ich auch in diese Richtung. Ich sah auch die Autos aus Richtung Fehrbellin kommen. Aber ich fuhr trotzdem weiter, sah den blauen Hyundai quer vor mir und ..... ssssittt .... bummms lag ich samt R mitten auf der Fahrbahn.

Auch diesmal merkte ich wieder den Aufprall mit dem Helm auf das feuchte Kopfsteinpflaster. Ich merkte auch, daß die R irgendwo "angeditschte". Dann scheinen einige Sekunden zu fehlen. Als nächstes merkte ich, daß mein Steißbein ziemlich weh tat und daß mich jemand ansprach. Es war der Fahrer des Hyundai. Er bat mich liegen zu bleiben. Aber ich wollte unbedingt aufstehen, denn ich sah von meiner "Bodenposition" aus, daß Benzin aus der R auslief - und das wollte ich unbedingt abstellen. Nicht wegen der Brandgefahr - nein - ich hatte Angst, nicht mehr genug Sprit für die Heimfahrt zu haben. Man denkt in solchen Momenten echt an Sachen..... Außerdem wollte ich die R wieder "auf-die-Füße-stellen". Ich konnte sie doch nicht "liegen-lassen". Gegen die Bitten des mich Ansprechenden rappelte ich mich hoch stellte die R auf. Erfahrung sei dank, klappte das auch ohne größere Probleme.

Der Fahrer des Hyundai sagte zwar zu mir, daß er noch durch starkes Beschleunigen versucht hätte, den Wagen "herumzuziehen", doch ich hörte nicht wirklich zu, sondern kümmerte mich um die R: Der Schaden war nicht allzu groß. Die 2mm-Duoaluminiumplatte unterm Topcase hatte die Heckpartie vor größeren Blessuren bewahrt. Sie selbst war ein wenig verbogen. Vorne war auf der rechten Seite der Ventiledeckel verschrammt und der Sturzbügel verbogen und verschrammt. Alle Blinker und Hebel waren ohne Befund. Nur leichte Schrammen am rechten vorderen Blinken und am rechten Hebelschützer konnte ich feststellen. Und auch später blieb es zum Glück bei 40 Euro für einen neuen Gabelstabilisator. Die ziemlich verdrehte Gabel stellte ich erst etwas später fest.

Da hatte der Hyundai schon mehr abbekommen. Die R war ihm hinten links gegen die Tür und gegen das Hinterrad gerutscht. Schlußendlich hat die Versicherung 1912 Euro an die Beifahrerin im Hyundai bezahlt - sie ist nämlich die Halterin des Wagens und, wie sie mir in der Zeit vor dem Eintreffen des Rettungswagens erzählt hatte, derzeit in "Geldnöten". Da kam ich also gerade recht...

Nachdem sich die erste allgemeine Unruhe gelegt hatte, rief der PKW-Fahrer die Polizei und ich Bine an. Wenige Minuten später hörten wir auch schon Sirenen: Ein Rettungswagen kam. Meine Nachfrage, warum denn mit Sirene, wurde damit beantwortet, daß bei einem Unfall mit Motorradbeteiligung immer mit Blaulicht und Sirene zum Unfallort gefahren wird. Nach dem obligatorischen Sicherheitscheck und der Aufnahme meiner Personalien kam auch die Polizei. Nun wurde gemessen und befragt und noch einmal die Personalien aufgenommen und wieder gemessen und wieder befragt und schließlich noch einmal gemessen. Der PKW-Fahrer und ich witzelten schon, ob die hiesige Polzei auch gleich noch dem Landesvermessungsamt Arbeiten abnehmen wollte. Als einer der Ordnunghüter sich den Schaden an der R ansah, staunte er über die "geringen Auswirkungen" an der R nach "solch einem" Unfall. Na ja, ist halt (´ne ältere!) BMW.

Um 14:21 Uhr (wieder GPS sei dank!) konnte ich meine Fahrt fortsetzen. Zuvor mußte ich allerdings feststellen, daß die Gabel der R um die Längsachse ganz schön verdreht war. Da ich aber unbedingt nach Hause wollte, fuhr ich mit dieser Gabel, die keinerlei Dämpfung mehr hatte, über Fehrbellin zur A24. Auf der A24 gab in dann ein wenig mehr Gas um festzustellen, ob Fahrwerksunruhen bemerkbar waren. Aber die R lag auch bei über 120 km/h wie ein Brett auf der Straße. Allerdings machte ich mir Sorgen darum, daß die Tauch- und/oder Standrohre etwas abbekommen könnten, wenn ich jetzt noch damit fahre. Sie bewegten sich nämlich beim Überfahren von größeren Bodenwelle doch ziemlich stark gegen einen deutlich fühlbaren Widerstand ineinander.

Ich war echt froh, als ich gegen 15:00 Uhr die R in der Garage abstellen konnte. Bine und ich sind dann noch bummeln gegangen...

Bis denne, Ralf

Bilder

die Route legale Endurowege... ...zwischen B273 und
Ketzin
im Windpark
"alternatives" Ortsschild hier gibt´s auch ´nen
Flugplatz
nicht ganz legal... Ortsnamen gibt´s...
entlang der Felder herrliche Landschaften Kleinere und... ...und größere Blessuren